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"Hanni im Glück" - Nähen ist Balsam für die Seele
fwa - 07.07.2017
Es war einer dieser wundersamen Momente, die mich ganz tief im Herzen berühren. Andere Menschen müssen weit reisen, um solche berauschenden Eindrücke zu sammeln. Ich war lediglich einen guten Kilometer geradelt, um dorthin zu kommen, wo offensichtlich noch das wahre, aufrichtige, unverfälschte Glücksgefühl beheimatet ist.
Drei Stunden zuvor war ich noch etwas skeptisch, ob mir heute bei 30 Grad im Schatten überhaupt jemand Gesellschaft leisten würde. Simone und Hanni schreckte dieser Umstand nicht ab. Sie haben solch eine Freude am Nähen, dass sie über die größte Hitze hinwegsehen. Hanni quietschte und kicherte schon beim reinkommen: „Gestern hab ich schon gedacht: Morgen ist endlich Donnerstag. Endlich wieder nähen! Ich freu mich so!“
In der ersten halben Stunde begleitete beide so ein Gefühl von: „Das wird heute nix.“ und „Bei mir kommt heute nix G’scheits raus.“ Simone hatte zwei Bücher mit diversen Nähanleitungen dabei, in denen wir ein bisschen schmökern durften, bis der Geistesblitz eintraf. Hanni fand eine Anleitung für ein Täschchen, wie sie es bisher noch nicht genäht hatte: „Das will ich heute machen!“ Sie folgte einfach ihrer Lust.
In den darauffolgenden 2 Stunden suchte sie Stoffe und einen Reißverschluss aus unserer großen Sammlung raus, übertrug den Schnitt aus dem Nähbuch auf ein Papier, zeichnete den Schnitt auf den Stoff und schnitt den Stoff aus. Hanni liebt es, selbst herauszufinden, wie die Dinge funktionieren. Und wenn an einer Stelle nicht ganz klar ist, wie es gehen kann, dann setzen wir uns eben zusammen und tüfteln gemeinsam. Obwohl immer wieder der Unterfaden zu Ende war, der Oberfaden mal riss, etwas Improvisationskunst gefragt war, ratterte Hannis Maschine Namens "Hanni" an diesem Nachmittag ganz eifrig vor sich hin. Hanni drehte und wendete ihr Werkstück, nähte hier und da verschiedene Stoffteile zusammen. Sie sah aus wie eine Origamikünstlerin. Stoffecken lagen übereinander und standen kreuz und quer. In dem Moment sah es für Außenstehende noch nicht so aus, als ob das was werden würde. Kurz vor den letzten Nähten war sie bereits ganz aufgeregt vor Vorfreude. Sie wendete das Täschchen und stellte fest: „Oh nein, mist, ich hab ja noch zwei Nähte vergessen!“ Also drehte sie es wieder durch die Wendeöffnung zurück, schloss die ausstehenden Nähte und war anschließend kaum mehr zu halten. Sie piepste, quietschte, kicherte – wie sie es immer macht, wenn sie sich vor Freude kaum halten kann. Als sie es fertig hatte, zupfte sie noch die Ecken zurecht und strahlte uns an: „Schau mal, wie toll! Des is‘ doch super geworden! Ich freu mich so – hihihi!“ Die Begeisterung lies sie nicht mehr los. Für Hanni war es ihr persönlicher Glücksmoment. Für uns anderen war es eine Wohltat, diesen Moment mit ihr teilen zu dürfen. Feuchte Augen, Grinsen bis über alle Ohren, Kichern, Lachen – sie erfreute uns mit ihren Glücksgefühlen und steckte uns an.
Danke, dass wir das erleben durften!
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